Road to Cotopaxi – Reisebericht

Verena und Julian haben ein Ziel vor Augen: den Cotopaxi (5.897 m) in Ecuador. Der zweithöchste Berg des Landes und gleichzeitig der höchste aktive Vulkan der Erde.

Für die Vorbereitung leihen sie sich einen mobilen Höhengenerator aus, um sich nach einem spezifisch für sie angefertigten Plan zu akklimatisieren. In diesem Blog lassen sie uns an ihren Erfahrungen mit Höhentraining teilhaben.

Julian:“ Wie geplant haben wir am 12.04. unseren Trip gestartet. Nach Ankunft in Quito sind wir erst mal gleich weiter nach Norden gefahren und haben die ersten Tage in Otavalo verbracht. Da wir uns auch vor Ort weiter akklimatisieren wollten, haben wir dort gleich am zweiten Tag eine schöne Wanderung um die Laguna Cuicocha unterhalb des Vulkans Cotacachi unternommen, wo wir uns auf ca. 3.500 Metern Höhe bewegt haben. 

Zurück in Quito, haben wir uns zwei Tage später dann den Hausberg Rucu Pichincha vorgenommen, der als typische Vorbereitungstour für die höheren Vulkane gilt. Dabei fährt man bequem mit der Seilbahn auf 3.900 Meter und startet von dort die Tour. Wir haben einen Traumtag mit freier Sicht auf den Pichincha und nach Quito erwischt. Wir haben uns beide sehr gut gefühlt, hatten mit der Höhe keinerlei Probleme und standen nach ca. 3 Stunden auf dem Gipfel auf 4.700 Metern. Der Cotopaxi konnte also kommen.

Julian am Fuße des Cotopaxi

Wiederum zwei Tage später ging es dann wie geplant mittags los. Von Quito wurden wir mit 5 weiteren Gipfelaspiranten und mehreren Guides mit dem Auto in den Cotopaxi-Nationalpark gebracht. In weniger als 3 Stunden gelangt man so von 2.800 auf knapp 4.500 Meter, wo sich der Parkplatz befindet. Von dort ging es mit schwerem Gepäck (aufgrund der Hochtourenausrüstung) mühsam und steil durch den Vulkansand zum Refugio José Ribas auf knapp 4.900 Metern. Die Höhe war diesmal schon eher zu spüren, aber wir waren beide fit und sind nach ca. 1 Stunde auf der Hütte angekommen. Den restlichen Nachmittag haben wir eine technische Einweisung bekommen und ein paar Übungen mit der Ausrüstung gemacht. Nach dem gemeinsamen Abendessen war dann bereits um 19 Uhr Bettruhe angesagt, da wir um Mitternacht bereits wieder geweckt werden sollten. Die Höhe machte sich bei mir nun doch bemerkbar, denn mein Puls ging auf einmal ziemlich stark nach oben und kam auch nicht mehr runter. An Schlaf war nicht zu denken. Verena fühlte sich dagegen auch nach mehreren Stunden auf der Hütte gut. Wie geplant ging es nach einem kurzen „Frühstück“ um 1 Uhr mit unseren Stirnlampen los. Leider hatte sich bei mir die Situation nicht gebessert. Im Gegensatz zu den Touren  und dem Tag zuvor war nun jeder Schritt eine Anstrengung und ich war völlig außer Atem. Bei Beginn des Gletschers auf 5.100 Metern machten wir schließlich eine Pause, um die Ausrüstung anzulegen und die 2er-Teams auf die Guides aufzuteilen. Noch wollte ich den Gipfel nicht abhaken. Angeseilt ging es für Verena und mich mit unserem Guide weiter. Jedoch wurden meine Probleme mit zunehmender Höhe größer und auch das Gelände wurde nun nochmals deutlich steiler. Schweren Herzens musste ich die Entscheidung treffen, dass es für mich nicht weitergeht. Da Verena weiterhin keine Probleme hatte und wir auch genügend Guides mit dabei hatten, entschieden wir, dass sie den Gipfel allein in Angriff nimmt, während ich zur Hütte absteige. Um 6.30 Uhr in der Früh war es dann so weit. Verena stand auf dem Gipfel des Cotopaxi! Leider machten die Wolken den erhofften Sonnenaufgang und den Blick in den Krater zunichte. Schade, aber trotzdem eine einmalige Erfahrung, auf dem Gipfel zu stehen.

FAZIT: Auch wenn der Gipfelerfolg für mich ausblieb und Verena nicht ganz den erhofften Ausblick hatte, war die Tour sowie das Höhentraining zuvor eine interessante Erfahrung. Aufgrund der 1-wöchigen Krankheitspause ist unsere Vorakklimatisierung nicht perfekt gelaufen. Dennoch sollte man auch die notwendige Akklimatisierung vor Ort nicht unterschätzen und sich genügend Zeit dafür einplanen. Die Entscheidung umzukehren, war sehr hart, aber die richtige, wie mir auch die Guides bestätigt haben. Gesundheit und Sicherheit gehen am Berg immer vor. Zum Schluss noch eine klare Reiseempfehlung von uns: Egal, ob ihr die ganz großen oder kleineren Vulkane besteigen oder sie euch einfach nur von unten anschauen wollt. Wer die Natur und Berge mag, wird in Ecuador eine tolle Zeit haben!“